Wassyl Owsijenko
Owsijenko, Wassyl Wassyljowytsch (geb. 8. April 1949, Lenine (heutzutage: Stawky), Bezirk Radomyschl, Gebiet Schytomyr).
Ukrainischer Dissident, Vertreter der Samisdat- und Menschenrechtsbewegung, Mitglied der Ukrainischen Helsinki-Gruppe.
Wassyl Owsijenko schloss sich der Dissidentenbewegung während des Studiums an der Philologischen Fakultät der Kyjiwer Universität an. Er begann mit der Verbreitung von Samisdat, er fertigte unter anderem 1968 einige Fotokopien des Aufsatzes von Iwan Dzjuba "Internationalismus oder Russifizierung?" ("Інтернаціоналізм чи русифікація?") an. 1972 half er Wassyl Lissowyj und Jewhen Pronjuk, die Kyjiwer Ausgabe Des ukrainischen Nachrichtenblattes (ukrainisch: Ukrajinskyj wisnyk) herauszugeben.
Am 5. März 1973 wurde Owsijenko wegen "antisowjetischer Agitation und Propaganda" verhaftet und Ende des Jahres zu vier Jahren Lager mit strengen Haftbedingungen verurteilt. Die Haft verbrachte er in den Lagern Mordwiniens, wo er sich aktiv an Protestaktionen beteiligte. 1976 wurde er zur "Vorbeugung" ins Kyjiwer KGB gebracht, bekannte aber keine Schuld. Nach der Freilassung blieb er im Briefwechsel mit anderen politischen Häftlingen, schrieb Artikel für die Chronik der laufenden Ereignisse (russisch: Chronika tekuschtschich sobytij). Für diese Tätigkeit bekam eine Vorwarnung von der Staatsanwaltschaft über strafrechtliche Verantwortung. 1978 beantragte er die Genehmigung für die Auswanderung aus der UdSSR, bekam sie aber nicht.
Am 18. November 1978 wurde Wassyl Owsijenko von der Miliz festgenommen, weil ihn die Teilnehmerin der Ukrainischen Helsinki-Gruppe Oksana Meschko besuchte. Von einem Milizionär rechtswidrig behandelt, klagte Owsijenko den an, wurde jedoch selber tätlicher Widersetzlichkeit beschuldigt und am 8. Februar 1979 zu drei Jahren Freiheitsentzug verurteilt. Die Haftstrafe büßte er in den Gebieten Saporischschja und Schytomyr ab.
In der Haft weigerte er sich gegen andere ukrainische Dissidenten auszusagen, obwohl er vom KGB unter Druck gesetzt wurde. Für mangelnde Kooperationsbereitschaft wurde zu zehn Jahren Lager und fünf Jahren Verbannung verurteilt. (Die Strafhaft verbrachte er in Kutschino, Gebiet Perm, und in Wsechswjatskoje). 1988 wurde Wassyl Owsijenko ohne Antrag amnestiert und mit Sonderbegleitung ins Gebiet Schytomyr gebracht.
Im September desselben Jahres wurde Owsijenko Mitglied des Koordinationsrates des Ukrainischen Helsinki-Verbandes, danach beteiligte er sich an der Entwicklung der Ukrainischen Republikanischen Partei. Ab 1990 war er Co-Vorsitzender des Ukrainischen Komitees "Helsinki-90". Darüber hinaus setzte sich Wassyl Owsijenko für die Umbettung von Wassyl Stus, Oleksa Tychyj und Jurij Lytwyn im November 1989. Seit 1998 koordiniert er das Programm der Charkiwer Menschenrechtsgruppe und füllt die digitale Datenbank dieser Organisation mit Daten und Informationen über ehemalige politische Haftlinge. Wassyl Owsijenko ist Mitglied des Rates vom Museum für Geschichte politischer Repressalien "Perm-36" und Vorstandsmitglied der NGO "Internationaler Verband Solowezki-Bruderschaft". Er wurde mit dem Wassyl-Stus-Preis (2000), Iwan-Ohijenko-Preis (2006), dem Internationalen Preis der Woskobijnyky-Familienstiftung (2006) und einigen Staatsorden geehrt.
Wassyl Owsijenko lebt und arbeitet in Kyjiw.
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